Geschichte

Postkartenmtiv - Schloss Tegernsee mit Laubengang

Ein Bauwerk, an das sich ältere Tegernseer noch erinnern

Der Laubengang am Tegernseer Schloss

Wo sich heute die Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums auf der roten Tartanbahn im sportlichen Wettkampf messen, stand bis vor einigen Jahrzehnten ein Bauwerk, das als ein Inbegriff der Romantik gilt – ein Laubengang. Über 100 Jahre lang prägte der überdachte Flanierweg die Ansicht des Schlosses von der Seeseite.

Als König Max I. Joseph im Jahre 1817 das ehemalige Kloster Tegernsee erwarb, um es zu seiner Sommerresidenz umzubauen, stand von den Gebäuden der einst mächtigen Abtei nur noch die Hälfte. Carl Josef Graf von Drechsel, der zwischenzeitliche Eigentümer, hatte den gesamten Westteil des Klosters abbrechen lassen, um das Kupfer der Dächer zu Geld zu machen. Nicht nur dieses »Baustellenzustands « wegen waren für die Nutzung als Sommer - residenz einige Umbauten notwendig. Dies betraf auch die Gartenanlagen, die zu Klosterzeiten vorrangig auf ihren Nutzen hin ausgelegt waren: Im sogenannten Konventgarten und im Abtgarten wurden vor allem Gemüse und Obst angebaut.

Über die Neugestaltung als Schlossgarten gibt ein Plan von 1820 Auskunft, der »Sckell-Plan«, benannt nach dem berühmten Landschaftsarchitekten. Auf den schon fertigen Plan wurde dabei in letzter Minute eine Tektur, also eine Veränderung, angeheftet – der König wünschte einen Laubengang. Er ist im Süden bis zum Graben im Osten eingezeichnet. Zwei Jahre später hat das Bauwerk bereits Gestalt angenommen: Auf einem Stich von Heinzmann (1822) erkennt man den halbfertigen Laubengang bis zum Fischerhäuschen. Dieses wurde dann abgebrochen und der Laubengang fertig gestellt.

Josef von Hefner schreibt 1838: »Gegen Süden ist der berühmte herrliche Laubengang aus Holz gebaut und durch eiserne Bogen gestützt. Da er die Lust - wandelnden gegen die Sonne und Unbilden des Wetters schützt, so bietet er jederzeit einen der gemüt - lichsten Spaziergänge.« Auch Adolph von Schaden berichtet schon 1832: »Auf der Südseite ein imposanter, sehr langer und grün angestrichener Lauben gang, bemerkenswert welcher allein, da er mit eisernen Bogen und dergleichen versehen, nahe an zwanzigtausend Gulden gekostet haben soll und bei ungünstiger Witterung Gelegenheit zu einiger Bewegung in freier Luft darbietet.«

1841 bis 1875 war Prinz Karl von Bayern der Schlossherr in Tegernsee. In seinem Auftrag überplante Carl von Effner die ganze Anlage, es kamen viele Blumenbeete hinzu. Beim Jahrmarkt 1848 forderte das Kgl. Landgericht Tegernsee das Kommando der I. Ge - birgsschützen Kompanie auf, für Sicherheit zu sorgen. Es wurden einige Patrouillen aufgestellt. »Am Sonntag stellte sich dann am Laubengang des Kgl. Schloßes die zweyte Abteilung der Gebirgsschützen mit Musik auf.« Unter Herzog Karl Theodor (Schlossherr 1875–1909) hatte die Gartenanlage die Form eines Schmetterlings, lange wurde dieser Teil »Schmetterlingsgarten« genannt. Den Patienten des Herzogs – Karl Theodor war ein weithin angesehener Augen arzt – diente der Lauben-gang mit seinen gedämpften Lichtverhältnissen als angenehmer Aufenthaltsort. Die Anlage war damals 138 Meter lang und fünf Meter hoch.

Herzog Ludwig Wilhelm schließlich (Schlossherr 1909–1968) zog sein Wohnhaus auf der »Schanz« bei Kreuth den herrschaftlichen Gebäuden am See vor. Die Anlagen wurden weniger intensiv gepflegt, und Teile des Gartens ab den Nachkriegsjahren auch nicht mehr bepflanzt. Der Laubengang überdauerte noch eine Weile. In den 1950-er Jahren wurde die Konstruktion abgebaut.

Beni Eisenburg


Motivbild: Postkarte Herzogliches Schloss / Archiv Beni Eisenburg
Quellen: Ulrike Pfeuffer u.a., Der Schlossgarten zu Tegernsee, 1998