Am Silvestermorgen steht Noë mit dem Entschluss auf, von Pertisau aus das östliche Karwendel via Plumsjoch zu überschreiten und dann in Hinterriß einzukehren, schon zur Sommerzeit eine Tour von sechs oder sieben Stunden. Noë ist Literat, Besessener, Philosoph und Geologe, der glaubt, dass sich im Schnee das »Skelett der Berge« besser abzeichne als unter dem Grün der Vegetation, er ist Ornithologe und als Botaniker etwa auf der Suche nach dem Heilkraut Wolliges Gnaphalium, er ist Mythensammler, Gesellschaftskritiker und wohl auch Diva, die es nicht verwinden mag, dass am zweiten Weihnachtstag der Tiroler Nationaldichter Pichler von Achenkirch aus den Unnütz bestiegen hat.
Der Überführer von der »Scholastika« muss glauben, einen Halbirren vor sich zu haben, der bei ihm ans Fenster trommelt und ins winterlich-verwaiste Pertisau hinübergerudert werden will. Einige »Klafterlängen« vor dem Pertisauer Ufer bleibt das Boot im Eis stecken, Noë steigt aus, will auf dem Eis weitergehen, bricht sogar mit seinem Hund mehrmals ein und watet mit durchnässten Beinkleidern und Schuhwerk hinüber zum »Fürstenhaus «, wobei er als Intellektueller und Vollakademiker durchaus erkennt: «Die bedeutende Verspätung und das Anfangs von mir nicht bemerkte Durchweichen der Schuhe mit dem eiskalten Wasser sollten, wie wir sehen werden, auf den unglücklichen Ausgang der Expedition von wesentlichem Einfluß sein.«
Im »Fürstenhaus«, im Sommer Treffpunkt Tausender von Touristen, sind die Fensterläden verschlossen, etwas weiter oben trifft Noë in einer kleinen Wirtschaft auf ein, wie er schreibt, »schönes Weib, eine ›Wurzin‹ (Wurzelgräberin)… sie war goldblond und blauäugig, aber ihre rothen Lippen riethen mir von meinem Vorhaben nicht ab«. Die Enzianbrennerin meinte zwar, es sei für heute schon ein wenig spät (halb ein Uhr nachmittags), aber man dürfe sich auf einen frosthellen Abend gefasst machen und überdies werde die Mondsichel an den Himmel kommen…