Leseprobe zu
Heft 180
 
Geschichte
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Bredn des Hotel Post am 11. August 1911, vom See her gesehen
Löschen ist Männersache. Feuerwehrfrauen gab es in Tegernsee erstmals vorübergehend während des Zweiten Weltkriegs und danach erst wieder in unseren Tagen.

Heftiger Ostwind facht das Feuer weiter an, so dass in kurzer Zeit das gesamte Objekt in hellen Flammen steht. Im Protokollbuch der Feuerwehr ist vermerkt, dass man „vor Hitze nicht nahe genug zum Brandherde gelangen kann. Durch die furchtbare Rauchentwicklung, welche durch den Wind den Wehren direct an den Saugplatz der Maschinen am See entgegengetrieben wird, haben diese ein furchtbar schweres Arbeiten“. Atemschutz, wie wir ihn heute kennen, ist damals noch vollkommen unbekannt. Das Blechdach des Hauptgebäudes erschwert die Brandbekämpfung zusätzlich.

Neben der Tegernseer Feuerwehr erscheinen nach und nach auch die Einheiten von Rottach mit der neuen „mechanischen Löschmaschine“, Gmund, Dorf und Bad Kreuth mit zwei Spritzen, Wiessee, Finsterwald, Dürnbach, Wall, Waakirchen, Papierfabrik Louisenthal, Agatharied, Hausham Ort und Hausham Grube, Miesbach, Schaftlach, Holzkirchen und Tölz mit einer Dampfspritze am Brandplatz. Der „Seegeist“ erwähnt, dass auch München um Hilfe angegangen wird, diesem Ersuchen aber wegen der auch dort aufgrund der Trockenheit erhöhten Brandgefahr nicht stattgegeben werden kann.

Im Protokollbuch der Feuerwehr Holzkirchen ist vermerkt, dass dort nach der telefonischen Alarmierung von der Bahn unverzüglich eine Lokomotive und ein großer offener Wagen zur Verfügung gestellt werden, auf dem nach nur einer Viertelstunde zwei Spritzen und 25 Mann verladen sind. Nach nur acht weiteren Minuten ist Schaftlach erreicht. Auf der Fahrt dorthin gibt es fast noch ein weiteres Unglück, denn bei Warngau wird durch Funkenflug aus der Dampflokomotive der trockene Bahndamm in Brand gesetzt. Dieses Feuer kann aber durch Anwohner gelöscht werden und hält den Zug auf seiner Alarmfahrt nicht auf. In Schaftlach findet dann noch die dortige Feuerwehrmannschaft mit ihrem Material auf dem Zug Platz, und mit einer Lokomotive der Tegernsee-Bahn geht es mit höchstmöglicher Geschwindigkeit weiter zum Einsatz. So erreicht die Feuerwehr Holzkirchen in weniger als einer Stunde nach ihrer Alarmierung die Einsatzstelle, eine für die Zeit und die damaligen Möglichkeiten durchaus beachtliche Leistung.

Bis zu 25 auf der Seepromenade aufgestellte Spritzen, das sind mit Muskelkraft oder Dampf betriebene Pumpen, befinden sich im Einsatz, von denen wiederum bis zu 35 „Schlauchlagen“ (Förderleitungen) das Wasser aus dem See an die Einsatzstelle leiten.

Nicht nur die Feuerwehrmänner versuchen zu retten, was noch zu retten ist, sondern auch Passanten und Anwohner. Der Seegeist schreibt dazu: „Ehrend zu erwähnen ist auch die Tätigkeit der Sommergäste; wir sahen Prinzen, Fürsten, Grafen und Barone, die neben dem Feuerwehrmann oder sonstigen hilfsbereiten Arbeiter sich durch Wasserhandeln oder beim Pumpen an den Spritzen verdient machten und hierdurch zur Tätigkeit und Ausdauer anspornten. Damen aller Stände reichten Wasser zur Labung und nicht eher kam Bier auf den Brandplatz, bis die Macht des Feuers beherrscht war.“ Hierzu sei am Rande bemerkt, dass in einer der ersten Sitzungen des Verwaltungsrates der Wehr nach diesem Einsatz beschlossen wird, die aus diesem Anlass angefallenen Bierrechnungen an die Gemeindeverwaltung zur Bezahlung weiterzugeben. Ganz unbedeutend werden sie dann nicht gewesen sein.

Hotel Post Tegernsee, Straßenansicht von Süden
Das Seehotel zur Post heute. Als mitten im heißen Sommer 1911 der Großbrand ausbrach, eilten Floriansjünger aus allen Himmelsrichtungen ihren Tegernseer Kollegen zu Hilfe. Aber auch „Prinzen, Fürsten, Grafen und Barone“ unter den Hausgästen legten als Hilfs-Löschkräfte Ehre ein.

 

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