Leseprobe zu
Heft 182
 
Geschichte
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Warum die Gmunder 2025 ein Jubiläum feiern können
(wenn sie wollen)

Ungefähre Anfänge

1975 haben die Gmunder „900 Jahre Pfarr-Gemeinde“ gefeiert. 2025 feiern die Gmunder also 950 Jahre. Mathematisch klar, historisch – vielleicht auch. Unser Autor taucht ein ins Geflecht von Leutpriestern und Äbten, Traditionsbüchern und Briefsammlungen. Und wir verraten schon mal: Es geht gut aus fürs bevorstehende Gmunder Jubeljahr, auch dank der Nervenstärke am Nordufer.

Wie so oft bei der Beschäftigung mit Geschichte wird es auch bei historischen Jubiläen leicht einmal kompliziert, sobald man genauer hinschaut. Das liegt in diesem Fall schon an der Machart der schriftlichen Quelle, in der die entscheidenden Informationen zu finden sind. Man möchte ja meinen, dass irgendjemand (vorzugsweise der Abt von Tegernsee) irgendwann einmal eine Urkunde ausgestellt hat, in der es etwa heißt: Hier gründe ich (den Ort oder die Pfarrei) Gmund usw.

Dem ist leider nicht so. Aber immerhin legte man um das Jahr 1035 im Kloster Tegernsee ein sogenanntes Traditionsbuch an. Das hat nichts mit Tradition im Sinne von Brauchtum zu tun, sondern es geht darin – der Grundbedeutung des lateinischen Wortes „tradere“ (übergeben) entsprechend – um die Dokumentation von Besitzübertragungen aller Art, sei es Kauf, Tausch oder Schenkung. Dafür war natürlich wichtig, um welche Grundstücke oder Bauernhöfe es ging, auch wer das Rechtsgeschäft im Zweifelsfall bezeugen konnte, aber nicht, wann genau es vollzogen wurde. So sind die Niederschriften leider undatiert. Allerdings wurden sie (zumindest größtenteils) in der zeitlichen Folge der Ereignisse niedergeschrieben. Deshalb kann man sie (nur) einigermaßen zeitlich festlegen, indem man sich ihren jeweiligen Platz in der Reihe dieser Protokolle und die Amts- oder Lebensdaten der beteiligten Personen anschaut – soweit bekannt.

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