Natur und Landschaft
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Wallbergrodeln ca. 1920

Der Wallberg ist, wie es ein Reiseführer aus dem Jahr 1910 treffend vermerkt, »zu jeder Jahreszeit Treffpunkt von Sportsleuten«. Doch eine Gruppe von Wintersportlern prägt ihn seit über 100 Jahren.

Mit dem Rodel fing alles an

 

Lang bevor die ersten Skifahrer die steilen Abfahrten am Wallberg unter die Brettl nahmen, waren hier schon die Rodler unterwegs. Die anspruchsvollen Strecken brachten Deutsche Meister und Olympiateilnehmer hervor und eine einheimische Sportlergemeinschaft, die vor Enthusiasmus brannte. Heute ist der Skiboom am Rottacher Hausberg verebbt. Aber Rodler und Schlittenfahrer gibt es mehr denn je.

Das Rodeln darf man getrost als die Wurzel des Wintersports am Wallberg bezeichnen. Von der langen Tradition erzählen viele Berichte und Bilder aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. In einem »Ansichten-Album von Tegernsee-Egern & Umgebung « aus dem Ende des 19. Jahrhunderts gibt es bereits einen Hinweis auf einen »Rodlerweg am Wallberg «. In einem »Illustrierten Führer« aus dem Jahr 1910 ist zu lesen: Unterkunftshaus am Wallberge – zu jeder Jahreszeit Treffpunkt von Sportsleuten der Alpenvereins- Sektionen. Grosse Winterfrequenz durch die bekannte, einzig dastehende 6 km neuangelegte Rodelbahn mit nur 2 Kurven, 200 Schlitten zur Verfügung. Im Unterkunftshaus Maultier zum Fahren und Reiten zur Verfügung. In einer noch älteren Broschüre heißt es: Das Unterkunftshaus (1500 m) im Sattel Wallberg-Setzberg bietet vorzügliche Verpflegung und hat Schlitten für die im Winter sehr viel benützte Rodelbahn zur Verfügung. Aber auch vom Hirschberg, der Neureuth und dem Galaun waren schon in dieser Zeit die Rodelbahnen für die Einheimischen von den Bergwirten gerichtet.

In den 1920-er- und 1930-er-Jahren verdrängte das Interesse am nun aufkommenden Skifahren das Rodeln als Hauptwintersportart. Nach dem Bau der Wallbergbahn (1950/51) war der Wallberg weithin bekannter und gefürchteter Austragungsort von nationalen und internationalen Meisterschaften für Skiläufer. Unvergessen die legendären FIS- Abfahrtsrennen um den »Goldenen Schild vom Wallberg« auf der »Standard « hinunter bis zur Talstation.

Doch zeitgleich wurde der Wallberg wieder zum Rodelberg. Das »Wallberg-Rodelrennen« auf dem geräumten Winterweg vom Wallberghaus über die Moosalm hinunter zur Talstation war eine echte Herausforderung. Die Streckenlänge, viele Kurven und Steilstücke, oft stark vereist, forderten Kraft, Geschicklichkeit und Kondition von den Teilnehmern, die in zwei Klassen (mit Normal- oder Rennschlitten) antreten konnten.

Der im Jahr 1948 gegründete und seit 1951 als Verein eingetragene Rodelclub Rottach-Egern wurde bald zum erfolgreichsten Rodelclub Deutschlands. Mit mehrfachen Welt- und Europameistern, Gewinnern vieler internationaler Großveranstaltungen, vielfachen Deutschen Meistern und letztendlich noch einer Olympiamedaille war der Rodelclub außergewöhnlich erfolgreich.

Rodeln auf dem Sommerweg vom Wallberg ca. 1900
Rodeln auf dem Sommerweg vom Wallberg ca. 1900

Bereits 1956 wurde von den rührigen Mitgliedern des Vereins ein Plan zur Errichtung einer Natureis-Rodelbahn erstellt und in schweißtreibender Sommerarbeit gemeinschaftlich in Angriff genommen. Ein alter Weg, von der Talstation bis hinauf zum sogenannten »Indianerhäusl «, unterhalb vom Glaslhang, wurde entsteint und rodeltauglich hergerichtet, in mühevoller Arbeit die Kurven mit Steinen und Erdreich erhöht (die große Kehre unter der Seilbahntrasse war über zwei Meter hoch) und darauf mit Grassoden ein schnelles Anwachsen gesichert. Viele fleißige Helfer schaufelten im Winter den Weg frei, glätteten die Bahnsohle und verputzten die erhöhten Kurven sauber mit Schneematsch.

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